Welch große Ehre für Elmar Karl und unsere Rumäniendelegation zu Pfingsten 2019.

Unsere 5 köpfige Delegation wurde schriftlich vom Erzbischof aus Alba Julia ,
Dr. Jacubinyi György zum Papstbesuch in  Rumänien eingeladen

Hier die persönliche Einladung für unseren Berichterstatter, Herrn Ottmar Deppisch


Unsere Reisebericht 2019, erstellt von Ottmar Deppisch

 

Rumänienhelfer besuchen Partner und Projekte

 

Hilfe ist auch weiterhin nötig

 

 

 

Mit einer fünfköpfigen Delegation besuchte die Rumänienhilfe Karl aus Dettelbach jüngst Partner und Projekte in Siebenbürgen. Es bleibt viel zu tun, und so wird die Gruppe um Elmar Karl weiterhin aktiv bleiben.

 

 

 

Knapp zwei Wochen bereisten die Rumänienhelfer ihr Projektgebiet im siebenbürgischen Teil Rumäniens. Ziel war es, möglichst viele Projekte und Partner zu besuchen, um zu erfahren, wo und wie Hilfe weiterhin nötig ist. Der wichtigste Partner der Helfer aus Mainfranken ist Caritas Rumänien in den Diözesen Alba Julia, Satu Mare und Temesvar. Daneben gibt es einige kleinere, private Organisationen, die seit Jahren aus Dettelbach unterstützt werden. Ein Kirchensteuersystem wie bei uns gibt es in Rumänien nicht. Der Staat unterstützt zwar die Kirche, aber die Mittel fließen fast ausschließlich der orthodoxen Kirche zu. Diese zeigt allerdings kaum soziales Engagement, dafür aber sind die Kirchengebäude überall im Toppzustand und überall entstehen neue Gotteshäuser. Katholische und evangelische Kirche sind fast ausschließlich von Spenden abhängig, insbesondere auch von Hilfen aus dem Ausland.

 

 

 

Der Einsatz der katholischen Kirche Rumäniens für die Menschen am Rande der Gesellschaft wurde in diesem Jahr durch den Besuch von Papst Franziskus gewürdigt. Die Arbeit der Rumänienhilfe Karl wiederum wurde von Erzbischof György Jakubinyi durch persönliche Einladungen der Reiseteilnehmer zur Papstmesse in Csik Somlyo honoriert. Der Besuch der Messe sollte zu einem Höhepunkt der diesjährigen Reise werden, doch leider ging für die Delegation und auch für viele andere Teilnehmer nicht alles glatt. So war der Boden nach heftigen Regenfällen derart aufgeweicht, dass man stellenweise knöcheltief im Schlamm versank. Obwohl man Karten für die vordersten Reihen hatte, ließen die Sicherheitskräfte die kleine Gruppe nicht zu ihren Plätzen durch. Da blieb einzig der Blick auf einen der großen Bildschirme. Der Papst selbst – Ferenc Pápa – machte einen angespannten Eindruck. Dies war sicherlich den diplomatischen Zwängen geschuldet, denen das Kirchenoberhaupt vor Ort unterworfen war: Verschiedene Volksgruppen, vor allem Rumänen und Ungarn, aber auch unterschiedliche Religionsgemeinschaften wie Katholiken, Orthodoxe und Griechisch-Katholische, durften nicht verprellt werden. So war es nicht verwunderlich, dass Franziskus in seiner Predigt den Volksgruppen und Religionen den Zusammenhalt und einen gemeinsamen Weg in die Zukunft ins Stammbuch schrieb.

 

 

 

Zum Besuchsprogramm zählte auch der Besuch von drei Altenheimen, die von der Hilfe aus Mainfranken profitieren. Vencel Magyari ist Leiter des St.-Elisabeth-Altenheims in Gheorgheni. Dieses Haus betreut 155 Bewohner mit 98 Vollzeitkräften, darunter Küche, Wäscherei und Heizer. Eine Altenpflegerin verdient dort inzwischen etwa 400 Euro, in einem staatlichen Altenheim um die 450 Euro. Eine Krankenschwester in einem staatlichen Krankenhaus erhält derzeit 800 Euro, ein Arzt 3.000 Euro. Durch diese beachtliche Anhebung der Gehälter in jüngster Zeit will man die Abwanderungswelle im Gesundheitsbereich eindämmen. Als Folge der Gehaltsanpassung muss Magyari den Zuzahlungsbetrag von 550 Euro auf 690 Euro anheben. Vom Staat erhält er einen Zuschuss von 55 Euro je Bewohner.

 

 

 

Im Zentrallager der Caritas in Gheorgheni, in dem etwa 60% der Hilfslieferungen aus Dettelbach ankommen, gibt es neben dem Lager, der Sortierabteilung und dem Cari-Shop (ein Second-Hand-Laden) auch einen Vorzeige- und Schulungsbetrieb für die kleinen Landwirte aus der Region. Dort können sie den Stall, Gewächshäuser, einen Kräutergarten und eine Käserei erkunden und Kurse in Tiergesundheit, Maschinenpflege, Milchverwertung oder Landnutzung besuchen. „Die Bereitschaft zu genossenschaftlicher Zusammenarbeit ist noch gering“, sagt Laszlo Kastal, Leiter der Einrichtung. Dies sei eine Folge der 40 Jahre dauernden Zwangskollektivierung.

 

 

 

In Sfantu Gheorghe stand eine Visite der Caritas-Zentrale mit Sozialstation, Lager für Hilfsgüter und Schreinerwerkstatt auf dem Programm. Der Gang durch die Roma-Siedlung, in der etwa 4.000 Menschen wohnen, ist immer wieder beeindruckend und auch ein bisschen deprimierend. Es ist verstörend zu sehen, unter welch erbärmlichen Bedingungen Menschen dort leben. Ein Leuchtturmprojekt in diesem Stadtteil ist die Romaschule. Dort versucht die Caritas, Kinder zu alphabetisieren. Von den angemeldeten Schülern erscheint jedoch meist nur die Hälfte. Im Winter ist der Schulbesuch deutlich besser. Nur wer vormittags den Unterricht besucht hat ein Anrecht auf ein Mittagessen.

 

 

 

Vorbildliches leisten auch die Mallersdorfer Schwestern in Odorheiu. Sie betreiben einen Kindergarten für mehr als 100 Kinder, die meist aus problematischen Familien stammen. Dazu kommen 65 Schulkinder in der Nachmittagsbetreuung. Für die Kinder ist dies eine Oase der Zuwendung und der Bildung. Zur Einrichtung gehört zudem das Nazareth-Haus, in dem Menschen mit besonderen Schicksalen für kurze oder auch längere Zeit ein behütetes Zuhause finden.

 

 

 

Jedes Mal beeindruckt sind die Dettelbacher Helfer, wenn sie die Aktivitäten der privaten Behindertenorganisation „Handicap“ in Augenschein nehmen. Derzeit bauen sie noch immer an ihrem neuen Zentrum, das in spätestens zwei Jahren die alten, engen und nicht barrierefreien Räumlichkeiten ersetzen soll. Unermüdlich ist Csaba Fiko, der frühere Stiftungsvorsitzende, auf der Suche nach Geldgebern und Baustoffen, denn seitens des Staates gibt es keine Zuschüsse. Lediglich die Stadt Miercurea Ciuc hat einen Lei pro Einwohner zugesagt. Das macht bei 38.000 Einwohnern etwa 8.000 Euro pro Jahr. Damit kann Handicap, so glaubt Fiko, in den nächsten Jahren die laufenden Kosten bestreiten. Bislang ist der Rohbau fertig und die Fenster sind geliefert und teilweise eingebaut. Bis dato wurden 250.000 Euro verbaut. Am Ende soll eine halbe Million reichen, um das Haus mit Werkstatt- und Gemeinschaftsräumen, zehn Wohnungen und einem behindertengerechten Spielplatz fertig zu stellen, vorausgesetzt, es fließen genügend Gelder.

 

 

 

Neben all den Terminen, die der Kontaktpflege und dem Besuch der geförderten Projekte dienten, blieb auch noch Zeit für kulturelle und touristische Ausflüge. Ziele waren das „Draculaschloss“ in Bran, die Schwarze Kirche in Braşov (Kronstadt), die Sommerresidenz der rumänischen Könige in Sinaia, der Kratersee St. Ana, ein griechisch-katholisches Frauenkloster in Baia Mare, die höchste Holzkirche der Welt in Şurdeşti und der Alabastersee bei Baia Mare. In den Wäldern des Grafen Mikes bei Zăbala konnte die Gruppe unter der Leitung eines Rangers Braunbären in freier Wildbahn beobachten und in Ghelinţa durfte man einem der letzten Schindelmacher über die Schulter schauen.

 

 

 

Gesamtsituation

 

Vieles hat sich in den letzten Jahren im Land verbessert: Die Verkehrsinfrastruktur, das Gaststätten- und Beherbergungsgewerbe, die Beschilderung, der Tourismus, die Einkommen, das Warenangebot und einiges mehr. Manches hat sich nicht verbessert oder hat sich sogar noch verschlechtert. Immer noch sitzen vielfach alte Seilschaften an den entscheidenden Schalthebeln, ein nach wie vor ungelöstes Problem ist die ausufernde Korruption. Zwischen Volksgruppen und Religionsgemeinschaften schwelen mehr oder weniger verdeckt

 

Konflikte und besonders hart trifft das Land die Abwanderung der jungen und gut gebildeten Generation. Auch die Schere zwischen Arm und Reich klafft sehr weit auseinander. Zuweilen ist dies für den Betrachter ganz offensichtlich, vielfach erkennt man die Armut aber erst bei genauerem Hinsehen oder Nachfragen. Ungewohnt für den Mitteleuropäer sind die häufig sehr gewagten Überholmanöver, die leider allzu oft tödlich enden, wie die vielen Kreuze entlang der Straßen belegen. Phänomenal ist die Gastfreundschaft. Überall wird man äußerst herzlich empfangen und bestens versorgt.

 

 

 

Das Fazit der Rumänienhelfer aus Dettelbach: Die Hilfe – sei es in Form von Hilfsgütern oder von Geldspenden – muss weitergehen. Sehnsüchtig warten die Partner von Caritas Rumänien auf jeden LKW, und schon bald können sie den 850. Laster aus Mainfranken in Empfang nehmen.

 

 

 

Hilfsgüter werden jeden Dienstag (17-18 Uhr) und Freitag (15-16 Uhr) am Ladehof in Dettelbach, Lange Länge 4, entgegengenommen. Geldspenden können auf das Konto der katholischen Kirchenstiftung Bibergau, IBAN: DE75 7919 0000 0600 4504 56, BIC: GENODEF1KT1, eingezahlt werden.

 

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